Assoziative Generationenerzählung

Der August ist der Monat des Films über Frauen auf dem Land: Nach „Milch im Feuer“ kommt nun Mascha Schilinskis Beitrag „In die Sonne schauen“ ins Kino.

Der Film war der deutsche Beitrag bei den Filmfestspielen in Cannes und erhielt dort den großen Preis der Jury. Der Titel ist indes nicht ganz glücklich gewählt, heißt doch ein sehr erfolgreiches Buch des US-Autors Irvin Yalom ebenso, man denkt zuerst an die Verfilmung seines psychoanalytischen Werks.

Inhaltlich gibt es aber null Überschneidungen, Schilinski porträtiert in ihrem zweiten Spielfilm das Leben auf einem Bauernanwesen in der Altmark über mehr als hundert Jahre hinweg. Alma während der Kaiserzeit, Erika zu Zeiten des Nationalsozialismus, Angelika in der DDR und Nelly in der Gegenwart verbringen Kindheit und Jugend auf dem Hof. Mit vielen Andeutungen werden die Beziehungen der Frauen zueinander rekonstruiert. Der Film besteht aus vielen Zeitsprüngen, ineinander verwobenen Handlungs- und Seitenhandlungssträngen.

Wie die Vergangenheit in die Gegenwart wirkt, welche Verletzungen die Figuren erleiden und wie diese über Generationen weitergegeben werden, ist hier Thema. Alma erfährt, dass sie nach ihrer verstorbenen Schwester benannt wurde und hat nun Angst vor einer schlimmen Zukunft. Erika ist fasziniert von ihrem schwer verletzten Onkel, hegt mehr oder weniger geheime erotische Fantasien. Angelika fühlt sich von der Familie eingezwängt, Nelly hat alles, was sie braucht, doch unterbewusst belastet sie die Vergangenheit genauso.

Der Film ist bislang auf völlig gemischte Resonanz gestoßen - während die einen ihn ablehnen, halten ihn andere für ein Meisterwerk. Ein Grund dafür ist womöglich die Länge von zweieinhalb Stunden - und dass er ähnlich wie „Milch und Feuer“ mit Dialekt und Untertiteln arbeitet. Der assoziative Erzählstil macht „In die Sonne schauen“ auch nicht unbedingt zum flotten Kinoereignis. Die Filmarbeiten seien von außerordentlicher Experimentierfreude geprägt gewesen. „Ein Monstrum von Film“, schrieb ein Kritiker, ein „Film, der erfahren werden will“, ein anderer, „Folk-Horror“ der nächste.

Fazit: Anschauen und selbst urteilen!

 

„In die Sonne schauen“. D 2025. Mascha Schilinski. Mit Hanna Heckt, Lena Urzendowsky u. a. Kinostart: 28. August 2025.