Stresssyndrom
Der russische Schuldirektor Sergei hat sich mit den Behörden in Russland angelegt. Weil er politisch aktiv war, wurde die Situation für ihn, seine Frau Natalia und die beiden Töchter Alina und Katja zusehends bedrohlich. Der Geheimdienst verübte einen Anschlag auf Sergei, er war schwerverletzt und trägt nun tiefe Narben. Nur Katja, das jüngere der beiden Mädchen, war Zeuge.
Sie sind nach Schweden geflüchtet, hatten gehofft, ein neues Leben aufzubauen. Trotz mustergültigen Verhaltens wird ihr Asylantrag aber abgelehnt. Ein Einspruch gegen den Bescheid scheitert an einem seltsamen Phänomen: Kurz bevor Katja zu dem Anschlag auf den Vater aussagen kann, was die Ausgangslage erheblich verbessern würde, fällt sie ins Koma. Die Ärzte machen die Eltern für die Situation des Kindes verantwortlich, Katja leide an einem Stresssyndrom, wie es bei Flüchtlingskindern öfter vorkommt.
Am Stress leidet allerdings auch Sergei. Er weiß nicht, anders zu helfen, als Alina für Katja in die Spur zu bringen. Er setzt das Kind stark unter Druck. Alina bemüht sich, authentisch auszusagen, aber die schwedischen Beamten kommen schnell dahinter, dass ihr Bericht nicht stimmen kann. Alina gibt zu, für ihre bewusstlose Schwester eingesprungen zu sein.
Die Situation scheint zunehmend aussichtslos, die Geschichte hält aber noch allerlei Wendungen bereit. Mit seiner komplexen Familiengeschichte gibt der Film „Quiet Life“ einen Einblick in die Lebensumstände von politischen Geflüchteten in westlichen Aufnahmeländern und den Zwickmühlen, in die sie geraten können. Weil die Familie aber auch Unterstützung von schwedischen Bürgern bekommt, zeigt er immerhin auch Beispiele, wie geholfen werden kann. Alexandros Avranas‘ Film ist damit nicht nur packende Geschichte, sondern auch entschiedenes Plädoyer für humanistisches Handeln.
„Quiet Life“. D u.a. 2024. Regie: Alexandros
Avranas, Darsteller: Chulpan Khamatova, Grigory
Dobrygin. Kinostart: 24. April 2025