Arbeiten ohne Boss
- Drop-Out Cinema eG
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Sie heißen „Pingo Quichote Kaffee Kollektiv“, „Zickzack“ oder „Schicksaal“; Wer dort arbeitet, ist bei der Antifa und nennt sich Katze oder Kolle. Mario Burbach stellt in seinem Film „Ohne Chefs“ Kollektivbetriebe und genossenschaftlich organisierte Firmen vor, die eine andere Betriebskultur praktizieren wollen, als es normalerweise auf dem Arbeitsmarkt üblich ist – am besten mit fairer Preisgestaltung und guten Arbeitsbedingungen. Menschen wie Katze oder Kolle sind über Genossenschaftsanteile Mitbesitzer, „ohne Chefs“ ist hier zugleich als mit „Ich bin einer meiner eigenen Chefs“ zu übersetzen.
Pingo, Zickzack und das Kaffee Kollektiv
„Pingo“ handelt in Hamburg mit Kaffee zu fairen Erzeugerbedingungen, „Zickzack“ setzt in Dresden auf alternative Limonaden, „Schicksaal“ ist ein „kollektives, queer-feministisches und anarchistisches Hostel-Projekt“ in der Lübecker Innenstadt. In Burbachs Film berichten die Mitinhaber von Betriebsorganisation, Arbeitszeiten und Bezahlung. In der Regel sind sie zufriedener als in hierarchisch aufgebauten Firmen, dafür schwingt aber immer mal die Prekarität in den Statements mit. So reicht es im „Schicksaal“ für den Mindestlohn, Arbeit zieht sich im Gastrobetrieb auch gern ins Wochenende – ohne Aufschlag.
Katze-Katharina berichtet aus dem „Kaffee Kollektiv“ von einem guten Arbeitsklima, aber auch von dem Umstand, dass man nie auf jemand sauer sein kann, da jeder für alles verantwortlich ist. Für manche Entscheidungen wären transparente Befehlsketten vielleicht der einfachere Weg. Wo keine Hierarchien existieren, verläuft der Informationsfluss – sic! – eben informell. Dennoch ist sie sich sicher: „Wir kommen gern zur Arbeit, weil wir da Menschen sein dürfen.“
Es geht eben nicht nur um Arbeit
Den Aufbau solcher Betriebsstrukturen erläutert der Berliner Unternehmensexperte Rupay Dahm, der sich mit seiner „Kollektivberatung“ auf alternative Wirtschaftsformen spezialisiert hat. „Werte, Politik und Wohlfühlen“ spielen dabei eine entscheidende Rolle, bei der Arbeit geht es eben nicht nur um Arbeit. Dahm sieht die Betriebe in der Tradition des Anarchosyndikalismus. Bereits vor hundert Jahren existierten weltweit Tausende von Kollektivbetrieben weltweit. Burbachs Film liefert einen interessanten Einblick ins kollektive Wirtschaften, das viele positive Aspekte hat - nur weniger Arbeit hat man bei der Kollektivarbeit auch nicht unbedingt. „Mich ereilt wahrscheinlich ein früher Herztod“, sagt Katze, „aber ich sterbe glücklich“.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=ThiKZNcroB8
„Ohne Chefs – Demokratie bei der Arbeit“. D 2025. Regie: Mario Burbach. Kinostart: 6. November 2025