Ein kritischer Künstler über die Jahrzehnte
Peter Sodann war nicht nur ein herausragender Schauspieler und Regisseur, sondern auch lebenslang Sozialist. Als Tatort-Kommissar Bruno Ehrlicher erlangte er bundesweite Bekanntheit, prägte aber bereits in den Jahrzehnten zuvor die kulturelle Landschaft der DDR. Dabei geriet er als junger Student auch in politische Schwierigkeiten und verbrachte einige Monate in Haft. Peter Sodann war für sein soziales Engagement und als kritische Stimme im öffentlichen Diskurs bekannt. 2009 kandidierte er für die Linke für das Amt des Bundespräsidenten. Er verstarb am 5. April 2024 im Alter von 87 Jahren in Halle an der Saale.
Zahlreiche Stimmen aus der Partei würdigten Peter Sodann als beeindruckende Persönlichkeit und „unermüdlichen Streiter für eine gerechte Gesellschaft“, so etwa der Bundesvorsitzende Martin Schirdewan. „Bekannt wurde er als Tatort-Kommissar Ehrlicher. Wie in dieser Rolle trug er auch im sozialen und politischen Leben sein Herz immer auf dem rechten Fleck: links – wie er als Bundespräsidentenkandidat der Linken bewies. Mein Mitgefühl gehört seiner Familie und den ihm Nahestehenden.“
Eva von Angern, Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag von Sachsen-Anhalt, würdigte Peter Sodanns Verdienste um die Kulturlandschaft in Halle und im gesamten Osten: „Als Schauspieler, Theaterintendant und politischer Mensch bleibt er unvergessen. Er hat viel erreicht und Bleibendes ermöglicht. Mit der Kulturinsel in Halle hat er eine Spielstätte für Theater und Kultur aufgebaut, die schon in der DDR besonders war und die bis heute strahlt“, so Eva von Angern. „Er hat seine Prominenz und Stimme genutzt, um ostdeutsche Geschichte, Kultur und Politik in der Öffentlichkeit stark zu machen.“
Außerdem erinnerte Eva von Angern an Peter Sodanns Engagement beim Erhalt des publizistischen Erbes der DDR: „Seine Bibliothek der ostdeutschen Bücher ist nicht nur ein Archiv, sondern war immer auch ein Statement.“ Peter Sodann hatte die Vernichtung von Büchern aus Beständen von DDR-Verlagen nach deren Abwicklung kritisiert und über viele Jahre aus Spenden eine große, öffentlich zugängliche Sammlung von in der DDR erschienenen Büchern aufgebaut, die zur Peter-Sodann-Bibliothek in Staucha wurde. Außerdem war er Botschafter der Stiftung Kinderhospiz Deutschland.
„Peter Sodann war zeit seines Lebens eine kritische Stimme, die sich mit Missständen nicht zufriedengab. Er wird ein Vorbild bleiben und als solches fehlen“, erklärten die Landesvorsitzenden von Sachsen, Susanne Schaper und Stefan Hartmann. „Unsere Demokratie braucht Menschen wie ihn, die nicht schweigen, sondern sich aktiv einbringen.“
Peter Sodann wurde am 1. Juni 1936 in Meißen in eine proletarische Familie geboren. Seine Mutter war Landarbeiterin, sein Vater, ein überzeugter Kommunist, der später als Soldat im Zweiten Weltkrieg starb, arbeitete als Stanzer bei den Siemens-Schuckert-Werken in Sörnewitz. In der DDR wollte Peter Sodann daran mitarbeiten, den Sozialismus aufzubauen. „Mir hat nicht alles gefallen, wirklich nicht. Aber ich hatte immer Zukunftsgedanken mit diesem Land“, erklärte er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.
Als junger Schauspieler eckte er aber auch an – mit schwerwiegenden Konsequenzen. Eine Vorstellung des Studentenkabaretts Rat der Spötter brachte ihm eine Verurteilung zu zehn Jahren Haft wegen „staatsgefährdender Hetze“ sowie einen Parteiausschluss aus der SED ein. Nach zehn Monaten im Gefängnis wurde sie in eine Bewährungsstrafe umgewandelt. Sein Schauspielstudium setzte Peter Sodann später fort und debütierte 1964 am Berliner Ensemble. Er war bis 1990 in über 60 Film- und Fernsehproduktionen zu sehen. Am Neuen Theater Halle fungierte er viele Jahre als Intendant.
Im Zuge der Auflösung des DDR-Fernsehens durch die Treuhand entstand die Idee eines ostdeutschen Tatorts – mit Peter Sodann in der Rolle des Kommissars Bruno Ehrlicher. Der Name stammte vom Hauptdarsteller selbst: „Bruno wegen meines Grundschullehrers und Ehrlicher, weil ich ehrlicher sein wollte als diese Westkommissare.“