DIE LINKE impft, DIE LINKE wirkt!

Die Corona-Pandemie und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen haben auch bei Hamburgs LINKEN tiefe Spuren hinterlassen. Am Ende langer, leidenschaftlicher Debatten entstand ein gutes Positionspapier. Innerhalb und außerhalb des Parlaments können wir jetzt auf der Grundlage des Papiers für eine wissenschaftsbasierte Corona-Politik kämpfen. Dabei sehen die Genoss:innen an der Basis dieses Thema oft sehr viel pragmatischer als die Vorstände.

So leuchten in unserer Stadtteilgruppe Barmbek die Augen, als der Vorschlag einer eigenen Impfaktion aufkommt. Das Rezept für eine solche Impfaktion ist etwas aufwendig, aber bei uns in Hamburg funktioniert es in Zusammenarbeit der AG Gesundheit und jeweils einer Basisorganisation. Die AG Gesundheit bündelt die gesamte medizinische Kompetenz, während die Basisorganisation für die Arbeit vor Ort zuständig ist.

Zuerst sucht ihr ein passendes Gebiet aus. In Hamburg sind die Unterschiede bei der Ärzt:innendichte zwischen den einzelnen Stadtteilen erheblich – viele Gebiete sind stark unterversorgt. Die Vorarbeiten hat eure AG Gesundheit mithilfe eurer Parlamentarier:innen gemacht, oder ihr wisst von vornherein von Gebieten, in denen die ärztliche Versorgung unterirdisch ist. Wichtig ist, dass ihr jede:n impfen könnt: Abgelaufene Papiere? Kein Problem. Kaum Deutschkenntnisse? Rekrutiert eine Genoss:in, der/die die Sprache spricht! Die Kosten für die Impfung werden vom Bund getragen. Die Freiwilligen müsst ihr stellen.

Habt ihr ein Gebiet, holt ihr am besten Unterstützung eurer Parlamentarier:innen auf Kreis- oder Bezirksebene ein. Macht einen parlamentarischen Antrag fertig, fordert ein neues Impfzentrum für das betroffene Gebiet. In unserem Fall hat die Bezirksfraktion diesen Antrag eingebracht und dieser Antrag wurde dann mit Zustimmung aller Fraktionen an das Bezirksamt gerichtet. Hier hätte unser Rezept zu Ende sein können. Glücklicherweise (für die Leser:in) ist das Bezirksamt langsam und die Bezirksversammlung in Hamburg nochmal eine Sonderkonstruktion – sie ist kein Parlament, sondern ein Verwaltungsausschuss.

Während im Parlament noch geredet wird, laufen die Vorbereitungen der Basisgruppe auf Hochtouren. Wir wollen das Bezirksamt unter Druck setzen. Wir wollen klarmachen: „Wenn der Bezirk das nicht hinkriegt, kriegt das halt DIE LINKE hin.“ Die Flyer sind im Druck, Infostand und Beschilderung sind angemeldet. Gleichzeitig rekrutiert die AG Gesundheit medizinische Freiwillige aus ihrem Pool und besorgt Impfstoff.

Eine Woche vor der Aktion beschildern wir das Viertel mit Standardschildern und Einklebern für die Aktion („Impfung für alle“). Wir legen Flyer („DIE LINKE impft“) an neuralgischen Punkten aus und verteilen den Flyer zusätzlich nochmal vor den wichtigen Geschäften. Außerdem landen unsere Flyer in vielen der umliegenden Postkästen. Keine Angst: Wenn es ums Impfen geht, werden selbst Geschäfte, die euch während des Wahlkampfes nicht wohl gesonnen waren, das Auslegen gestatten. Impfen wird von vielen Leuten nicht als politische Frage angesehen, sondern als praktische Notwendigkeit. Als wir später vor einem Supermarkt die Flyer verteilen, fragen wir zwei ältere Frauen: „Dürfen wir Sie zum Impfen einladen?“ Die Antwort ist Gold wert: „Wir wissen alle schon Bescheid. Die ganze Nachbarschaft weiß Bescheid.“

So eine Warteschlange vor unserem Impfzentrum kann lang sein. Konkret stehen kurz vor Beginn unserer Aktion bereits 160 Leute an. Alle bekommen ein Ticket mit „DIE LINKE wirkt“-Aufdruck und einer Warte-Nummer. So ersparen wir uns und den Wartenden viel Stress, weil niemand in der Schlange verharren muss. Zum anderen wissen wir, wie viele Leute anstehen und überbuchen unsere Impfdosen nicht. Mitten im Winter wird natürlich ein Lastenrad mit „DIE LINKE“-Fahne aufgebaut und von dort Kaffee und Lesematerial verteilt, um die Zeit bis zum Impfen zu überbrücken. Wichtig: Niemand braucht Rosa Luxemburg zu zitieren, um die Impfung zu bekommen und wir nehmen keine Spenden an für den Kaffee.

Für den Tag haben wir einen großen Raum gebucht. Wenn die Leute hereinkommen, finden sie einen Empfangsbereich vor, in dem sie die Anamnesebögen mit der Hilfe unserer Betreuer:innen ausfüllen und ihre Stempel bekommen, bevor sie sich in die kurze Schlange vor dem eigentlichen Impfbereich einreihen. Hier ist Platz für ein paar abgetrennte Areale, damit die Privatsphäre gewahrt bleibt. Benötigt wird auch ein Hinterzimmer zur Aufbewahrung des medizinischen Materials (inkl. Kühlschrank) und für das Aufziehen der Spritzen. Kommen die Leute vom Impfen, wird sofort die Dokumentation auf Vollständigkeit kontrolliert. Am Ende gibt es einen kleinen Ruhebereich, in dem die Leute kurz beobachtet werden und Wasser trinken können. Aufklärungsgespräche können gruppenweise durchgeführt werden – auch dafür ist Platz. Für uns bedeutet das drinnen im Impfzentrum sechs Freiwillige im Empfangsbereich. Vier Freiwillige (medizinisch), die Impfen, ein bis zwei Leute (medizinisch), die aufklären und Material vorbereiten, und ein bis zwei Freiwillige die den Ruhebereich überwachen und die Dokumentation kontrollieren.

An diesem Tag impfen wir zwischen 11 und 15 Uhr ca. 240 Menschen. Als die Schlange gegen 14 Uhr weg ist, kommen immer wieder Leute kurz vorbei. Sie alle loben uns für die Aktion. Kurz nach 14 Uhr kommt noch der Fischhändler aus dem Nachbarhaus, samt weißer Schürze, und holt sich noch schnell eine Impfdosis ab.

Als alles aufgeräumt ist, sitzen viele der Freiwilligen noch bei einem Kaffee zusammen. Die Leute aus der Basisorganisation haben erkennbar das Gefühl, dass sie für ihren Stadtteil Gutes getan haben. Gleichzeitig sind wir aus der Schockstarre der Pandemie herausgekommen: Während andere Leute auf Demos Parolen rufen, krempeln wir die Ärmel hoch und impfen unsere Nachbar:innen und Freund:innen.

Unser Fazit: Wir haben die richtigen Leute erreicht und sie haben uns vertraut. Die Leute haben DIE LINKE als handfeste Hilfe und positive Kraft erlebt – daraus ergaben sich vor allem in der Warteschlange viele Gespräche. Wir hatten einen Anteil von Erstimpungen, der deutlich über den offiziellen Zahlen lag: Das zeigt, dass mit aufsuchender Arbeit vor Ort noch deutlich mehr Menschen für eine Impfung überzeugt werden können. Dazu kamen Leute, die keine Zeit, keine Hausärzt:in oder einfach keine Infos hatten und daher bisher nicht geimpft wurden.

Hamburgs rot-grüner Senat versagt Tag für Tag an vielen zentralen Stellen der Pandemie-Bekämpfung – beim Testen, beim Impfen, bei den finanziellen Hilfen für Betroffene und beim Umgang mit den Schulen. Aber wir bleiben dran – mit den Menschen vor Ort. Und auch mit unserer Impf-Aktion, die im Dezember begonnen hat. DIE LINKE wirkt!