Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit
Mit dem Ausbruch der Corona-Erkrankungen im Konzern Tönnies ist das System der Leiharbeit publik geworden; wenn man hätte hinhören wollen, hätte man schon gern früher etwas über die skandalösen Zustände in Deutschlands Nahrungsmittelindustrie erfahren können. Aber der Politik waren sie seit jeher egal.
Lokshinas Film ist noch vorher dem Tönnies-Skandal entstanden. Während sie einerseits Betroffene berichten, wie es ist, in Baracken hausen und dafür horrende Mieten zahlen müssen, nicht zum Arzt gehen dürfen oder 12-Stunden-Schichten zu fahren und so versucht wird, den tödlichen Arbeitsunfall zu rekonstruieren, proben andernorts Gymnasiasten ein Theaterstück zwar älteren Datums, aber wie zugeschnitten auf das Thema. Es ist die „Die Heilige Johanna der Schlachthöfe“ von Bertolt Brecht, ein Stück, das schon in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts jede Menge über die deutschen Wirtschaftsstrukturen zu berichten wusste.
Und während andernorts zu fragen ist, wie es ganz real mit Sicherheitsbestimmungen und Profiten aussieht, diskutieren hier die Jugendlichen, was es mit den Bedingungen und Ausformungen der Arbeitsmigration auf sich hat.
„Wir wollten einen Film machen, der mehr oder weniger mit unserer unmittelbaren Lebenswirklichkeit zu tun hat, über Dinge, die ganz in der Nähe passieren und erstaunlich unsichtbar bleiben“, sagt die Regisseurin.
Selten hat das so gut funktioniert wie in diesem Fall.
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