Armut in Deutschland: Zwei Millionen ohne warme Heizung

Kein Geld für eine warme Heizung

Langsam wird es wieder wärmer in Deutschland. Doch in den vergangenen Tagen bescherte eine Kältewelle gerade dem Norden der Republik zweistellige Minusgrade. Um so wichtiger ist da eine funktionierende Heizung. Aber es sind nicht nur technische Probleme, die Menschen in ihren Wohnungen frieren lassen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Montag mitteilte, konnten zwei Millionen Menschen im Jahr 2019 ihre Wohnung als Geldmangel nicht angemessen heizen. Sprich: Sie mussten frieren, weil sie arm waren. Und das in einem der reichsten Länder Europas!

Alleinlebende und Haushalte von Alleinerziehenden waren am häufigsten betroffen. Besonders betroffen waren Alleinlebende und Alleinerziehende. Fast 5 Prozent der Alleinlebenden sowie 7 Prozent der Personen in Alleinerziehenden-Haushalten „konnten ihre Wohnung aus Geldmangel nicht angemessen heizen“, meldet das Destatis. Zwar sind die Zahlen rückläufig, doch ist der Umstand, dass es immer noch Millionen sind, ist skandalös! Zumal in den Alleinerziehenden-Haushalten auch Kinder betroffen sind.

Energiearmut zum Thema machen!

Die Daten stammen aus dem EU-weiten Erhebung EU-SILC (European Union Statistics on Income and Living Conditions). Sie erhebt Daten über Einkommen, Armut und Lebensbedingungen in Europa und offenbart, wie erschreckend weit verbreitet die Armut gerade im Osten der EU ist. So waren 2019 rund 6,9 Prozent der EU-Bevölkerung finanziell nicht in der Lage, ihre Wohnungen angemessen zu heizen. Am häufigsten betraf das Menschen in Bulgarien. Hier gab fast ein Drittel der Befragten an, Wohnung oder Haus nicht adäquat heizen zu können. In Litauen waren es Litauen fast 27 Prozent und auf Zypern knapp 21 Prozent.

„Der Grund dafür, dass über zwei Millionen Menschen im Winter frieren, muss beim Namen genannt werden: Wir haben es mit Energiearmut zu tun. Für eines der reichsten Länder der Welt ist diese stille Tragödie ein Armutszeugnis und das Ergebnis von unsozialer Politik und Wirtschaft. Wenn Hunderttausende wegen zu hoher Energiepreise, die auch durch eine ungerechte Lastenverteilung der Energiewende entstehen, ihre Wohnungen im Winter nicht warm bekommen, ist das eine Frage fehlender Klimagerechtigkeit", erklärt Lorenz Gösta Beutin, energie- und klimapolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE.

Deutschland muss endlich, wie von der EU beschlossen, eine eigene jährliche Statistik zu Energiearmut erstellen. "Es darf nicht sein, dass bei so viel von Energiearmut betroffenen Menschen hierzulande durch das Bundesamt für Statistik auf EU-Erhebungen zurückgegriffen werden muss", so Gösta Beutin weiter.

DIE LINKE fordert die Einführung von Energie-Sozialtarifen mit ökologischen Sparanreizen, ein gesetzliches Verbot von Energiesperren und eine sozial gerechte Energiewende. Ab 2021 droht durch die CO2-Abgabe noch mehr Energiearmut, darum müssen diese Kosten voll von Vermietern und Immobilienwirtschaft getragen werden.