Hanau

Die vergessenen Opfer

Trauer und Wut

Dass Hanau in der politischen Debatte und in den Medien keine Rolle mehr spielt, obwohl es der schlimmste rassistische Gewaltakt in diesem Jahrtausend in Deutschland war, ist kein Zufall. Hanau war ein kurzer Moment in einer kurzlebigen politischen Debatte. Corona hat wenig später den politischen Raum eingenommen. Die auf den ersten Blick verständliche Kurzlebigkeit von Debatten sorgt dabei jedoch für ein Problem: Wenn etwas im Gedächtnis bleibt von rechter Gewalt, sind es die Täter und nicht die Betroffenen. Die Debatten, so sie denn Hanau thematisieren, richten sich auf das ideologische und politische Umfeld des Täters, die Fragen, wie er an Waffen kam und warum er nicht schon früher gestoppt werden konnte. Die Erinnerung an die Toren wird hingegen fast ausschließlich durch migrantische Initiativen, Verbände und einige Antifa-Gruppen wach gehalten.

Vergessen dagegen sind die Namen der Toten, die Namen derjenigen, die mit ihrem Leben dafür bezahlen mussten, dass sie nichts ins Bild eines Faschisten passen. Für die politische Linke muss es daher Aufgabe sein, eine politische Erinnerungskultur zu schaffen, die weder Vergeben noch Vergessen zulässt. Gleichberechtigt im Zentrum dieser Erinnerungskultur müssen das Aufklären der Tat und die Verhinderung der Wiederholung sowie das Schaffen eines kollektiven Gedächtnisses stehen, welches die Toten und nicht die Mörder in den Mittelpunkt stellt.

Jedes Erinnern, welches den Mörder in den Mittelpunkt stellt, wirkt in rechten Kreisen als Anerkennung und heroisiert so den Täter. Jedes Gedenken, dass die Toten ehrt, das verdeutlicht, dass Rassismus mordet, zeigt den Betroffenen von Rassismus dagegen, dass sie nicht allein sind, in ihrem Leid und ihrer Sorge vor einem Rechtsruck in diesem Land. Die Initiative 19. Februar, die sich dem Gedenken gewidmet hat, schreibt dazu: „Wir werden nicht zulassen, dass der 19. Februar 2020 unter den Teppich gekehrt wird – so wie die unzähligen rechten Morde zuvor. Und auch nicht, dass erneut Täter geschützt und ihre Gewalt verharmlost werden.“ Das Erinnern an die Namen der Toten ist somit nicht nur ein Zeichen des Respekts für die Toten, ihre Familien und Freunde, sondern auch ein Zeichen gegen die Verharmlosung rechter Gewalt. In diesem Sinne sollten wir die Namen der Toten nennen und deutlich machen, dass wir uns rechter Hetze und Gewalt immer entgegenstellen werden und mit allen Kräften verhindern werden, dass sie noch mehr Opfer fordert.

  • Ferhat Unvar
  • Mercedes Kierpacz
  • Sedat Gürbüz
  • Gökhan Gültekin
  • Hamza Kurtović
  • Kaloyan Velkov
  • Vili Viorel Păun
  • Said Nesar Hashemi
  • Fatih Saraçoğlu

Wir werden euch nie vergessen!