Post an den Parteivorstand

Die aktuelle Inflation, die steigenden Preise für Lebensmittel und die angekündigten Steigerungen der Heiz- und Energiekosten machen schon jetzt vielen Menschen in diesem heißen Sommer große Sorgen. Während die einen ihre ersten Ferien und Urlaube nach zwei Jahren der pandemiebedingten Einschränkungen genießen, ist für andere die Situation schon jetzt so bedrohlich, dass die Schilderungen einen fassungslos und beschämt zurücklassen. Nicht nur in den sozialen Netzwerken sprechen Menschen von ihrer Armutsbetroffenheit, auch in der Post an den Parteivorstand schildern sie ihre Not und ihre Fragen.

Ulrike M. schreibt:

Durch Berufsunfähigkeit mit fortwährender Erkrankung bin ich nach nahezu 38 Jahren Vollzeittätigkeit als hauptberufliche Werkfeuerwehrfrau (nicht verbeamtet oder ÖD) in ALG2 gerutscht und werde durch die Tafel meiner Stadt seit Wochen verstärkt mit den angeschimmelten/ verdorbenen Lebensmitteln des Einzelhandels „abgespeist“. Da könnte ich mich in der direkten Nachbarschaft gleich über die Biotonnen hermachen und es ist einfach entwürdigend für unser reiches Land, dass Menschen hungern müssen.

Die inflatorische Preissteigerung macht mir einen normalen Lebensmitteleinkauf nicht mehr möglich. Mir bleiben jetzt ganze 30 Euro pro Monat übrig, um mich wöchentlich mit einem Sack Kartoffeln, Möhren und Petersilie zu versorgen. Ich gehe mit Hunger und Magenknurren ins Bett, träume nachts von Lebensmitteln und werde vom Hunger geweckt. Ich wollte sogar einmal stehlen, als der Hunger zu arg war. Aber mit einem GdB von 80, Merkzeichen G im Schwerbehindertenausweis kann ich nicht weglaufen und Diebstahl gehört sich einfach nicht! Ich habe in 5 Monaten 30 kg abgenommen und es macht einen Unterschied, ob man dies freiwillig tut oder ob es aus der Not heraus passiert.

Ich habe einen Trick gegen den schlimmsten Hunger entwickelt: Ich kaufe virtuell im Rewe Onlineshop all die leckersten Gemüse- und Obstsorten ein, male mir aus, was ich davon Gutes zubereite und wie lange ich mich damit bevorraten könnte. Irgendwann bin ich es müde, lösche den Warenkorb und gehe weinend ins Bett. Leisten könnte ich mir solche Einkäufe zu diesen überteuerten Preisen sowieso nicht.

Sie können mir glauben, dass ich meine Situation weder als lustig noch als lebenswert erfahre und es ist kein Ende abzusehen. Wenn ich durch die Medien erfahre, dass ein Christian Lindner, der sein ganzes Leben für Andere nie etwas Sinnvolles geleistet hat und sich selbst der Nächste ist, auch noch Kürzungen bei den Ärmsten der Armen vornehmen will, wünsche ich ihm einen Rollentausch mit Menschen wie mir.

Bitte tragen Sie dazu bei, dass in Deutschland soziale Gerechtigkeit eingeführt wird und möglicherweise ist ein Blick auf die sozialen Systeme in Skandinavien hilfreich. Im Moment möchte ich dieser Republik für GARNICHTS danken.

David J.meint:

Liebe Linke,
zum einen finde ich eure geplanten Ideen schon mal richtig gut.
Nur was ich mich frage, es wird von einem dritten Entlastungspaket gesprochen, aber ich als Student habe außer dem 9-Euro-Ticket noch von keinerlei Entlastungen profitieren können. Die drohende Gaspreissteigerung stellt Universitäten vor ein großes Problem, die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, weiß aktuell nicht, wie sie die steigenden Preise zahlen soll. Als Student mache ich mir Sorgen, wie ich/wir im Winter unsere Nebenkosten zahlen sollen, wenn wir unter anderem in keines der Entlastungspakete wirklich einbezogen werden. Die Lebensmittelpreise machen uns schon aktuell zu schaffen und an den Winter will ich gar nicht erst denken. Meine Frage ist, ob nicht Forderungen erhoben werden können, damit wir Studierenden auch von Entlastungen profitieren können, (ich weiß nicht wie es um Auszubildende steht). Oder ein spezielles Entlastungspaket für Junge Leute entwickelt werden kann? Jobs oder BAföG werden nicht ausreichen, um die Zusatzkosten zu bezahlen.

Ulrich F. fragt:

Bitte erlauben Sie einige Fragen zu Problemen, mit denen ich nicht klarkomme:

 1. Steigende Preise im Energiebereich
Ist es denn ein Automatismus, wenn anlässlich von Krisen (hier der Krieg in der Ukraine) Preise für Erdöl und Erdgas steigen müssen? Produktionskosten können ja unmöglich steigen; Transportkosten steigen durch höhere Energiepreise (hier beißt sich die Katze in den Schwanz). Irgendjemand muss doch die höheren Preise „einkassieren“. Sollte hier die Politik nicht einschreiten, um – in diesem Fall – Kriegsgewinnlern das Handwerk zu legen? Unterstützung für Bedürftige ist in Ordnung, aber muss das auf Kosten der Steuerzahler geschehen? Sollten nicht die Unternehmen zur Kasse gebeten werden, die, bedingt durch die aktuelle Situation, enorme Gewinne machen?
Es ist ein Naturgesetz, dass Wasser bei 0 °C oder darunter gefriert; aber ist es ein Gesetz, dass bei höherer Nachfrage oder geringerem Angebot Preise steigen müssen?

2. Steigende Preise im Lebensmittelbereich
Auch hier kann ich keinen Automatismus nachvollziehen! Natürlich ist der Landwirt, der höhere Preise für Energie zahlen muss, in der Zwickmühle. Sollte die Politik nicht bei internationalen Konzernen eingreifen, damit Landwirte ihre Arbeit und ihren Ertrag ohne eine Belastung mit höheren Energiekosten erbringen können, um somit die Erzeugerpreise stabil und für die Mehrheit erschwinglich halten zu können?

3. Finanzierung von Kosten für die Allgemeinheit
Ich kann nicht verstehen, dass der „kleine Mann“ über gebührlich zur Kasse gebeten wird. Warum gibt es keine Erbschaftssteuer für sehr Reiche und Superreiche? Warum gibt es keine Sondersteuer für Konzerne mit übermäßigen Gewinnen (Energieunternehmen wie z. B. Shell, Pharmaindustrie usw.)? Warum gibt es in Deutschland keine Luxussteuer für Waren, die extrem teuer sind (Autos, die mehr als 150 Tausend Euro kosten, Rennpferde, Luxusjachten usw.)? Wann endlich werden die Superreichen zur Kasse gebeten?

4. Bedrohung durch Hunger in vielen Ländern
Wie kann es sein, dass mit Grundnahrungsmitteln an der Börse spekuliert werden darf? Wenn Preise für z. B. Weizen nach oben schießen, können sich – auf der einen Seite – viele Menschen, aber auch Hilfsorganisationen weniger oder keinen Weizen kaufen, sodass Menschen weltweit hungern müssen. Auf der anderen Seite verdienen sich Spekulanten durch diese Geschäfte eine ‚goldene Nase‘.
Es gäbe noch mehr Fragen, aber ich will es hiermit belassen. Ich sende beste Grüße.