nd bleibt!

Das nd wird immer noch als Parteizeitung wahrgenommen

„Linker Tageszeitung Neues Deutschland droht die Auflösung“, berichtete der Norddeutsche Rundfunk vor einer Woche. Diese und ähnliche Meldungen sorgten für einige Aufregung in der Partei und im Umfeld. Aber wie so oft – bei genauer Betrachtung stellen sich die Dinge doch gänzlich anders dar.

Um es klarzustellen: Nicht die Auflösung des "nd" steht zur Debatte – im Gegenteil. Es geht um die Weiterentwicklung und Weiterführung des "nd" als – wie es im Untertitel heißt – „unabhängiger sozialistischer Tageszeitung“. Dabei geht es auch um die Frage, ob es für die Entwicklung des "nd" nicht besser ist, die Zeitung künftig in Form einer Genossenschaft zu führen und nicht wie bislang als GmbH.

Für die Bildung einer Genossenschaft sprechen aus meiner Sicht eine Reihe von Gründen: Im Gefolge der Wende 1989 änderte "Neues Deutschland" seine Funktion. Es war nicht mehr länger das „Zentralorgan der SED“. Es wurde zur „unabhängigen sozialistischen Tageszeitung“ und die ND GmbH mit der PDS und dann der LINKEN als Gesellschafter wurde gegründet. Aber noch immer gilt das "nd" bei vielen nicht als unabhängig. Der Nimbus der „Parteizeitung“ hält sich teilweise hartnäckig. Als Beleg dafür muss herhalten, dass DIE LINKE Gesellschafter der ND GmbH ist. So wurde das "nd" unlängst von der flächendeckenden Anzeigenschaltung des Bundesgesundheitsministeriums ausgeschlossen (und damit von wichtigen Einnahmen), weil es eine Parteizeitung sei. Aber auch in der LINKEN erlebe ich immer wieder, dass Genoss*innen sich über den einen oder anderen kritischen Artikel über die LINKE ärgern und dann die Frage stellen: „Wie kann es sein, dass die Zeitung so über die Partei schreibt, wo sie uns doch gehört?“

Es spricht einiges für die Genossenschaft

Es spricht also einiges dafür, als Konsequenz aus der redaktionellen Unabhängigkeit das "nd" künftig als Genossenschaft, als Mitarbeiter-geführtes Unternehmen zu führen und die Eigentümerstellung der Partei aufzugeben. Die Beispiele "taz" und "junge welt" zeigen, dass linke Tageszeitungen erfolgreich als Genossenschaft geführt werden können und weitere Unterstützer*innen als Genossenschaftsmitglieder gewonnen werden können.

Dabei ist klar: Eine solche Veränderung muss gründlich diskutiert werden. Sowohl mit der Belegschaft des "nd", als auch in der Partei. Sollte die Entscheidung für eine Genossenschaft fallen, braucht sie vernünftige Startbedingungen. Also eine ausreichende Anschubfinanzierung und vernünftige Rahmenbedingungen, entsprechende technische Infrastruktur und vieles mehr. Und selbstverständlich stehen wir als Partei zu unserer sozialen Verantwortung für die Beschäftigten des "nd"!

Linker Journalismus ist nicht umsonst

Weiterentwicklung des "nd" bedeutet auch mehr, als sich nur Gedanken über die Gesellschaftsform zu machen. Die Arbeit an neuen Medienformaten muss fortgeführt werden. Alle Printmedien stehen gegenwärtig unter erheblichen Druck. Abonnent*innenzahlen gehen zurück, die Digitalisierung erfordert neue Produkte und neue Bezahlmodelle. Mit nd.DIE WOCHE wurde ein neues Printformat geschaffen, neue digitale Newsletter mit nd.KOMPAKT und nd.MUCKEFUCK entwickelt, die Präsenz in den sozialen Medien ausgebaut – um nur einige Punkte zu nennen. Daran muss weitergearbeitet werden – denn wir wollen dass #ndbleibt. Und die beste Solidarität mit dem "nd" wäre, wenn möglichst viele Mitglieder der LINKEN, die noch kein Abo haben, sich dafür entscheiden. Denn linker Journalismus ist nicht umsonst…