Rotes Kino

Mit der Natur, nicht dagegen

Wir müssen unsere Lebensgrundlagen schützen, dachte man sich vor einigen Jahren in Neuseeland und stellte den rund 300 Kilometer langen Whanganui kurzerhand unter Naturschutz. Damit aber nicht genug: Der Fluss war der erste, der als eigenständige Rechtspersönlichkeit durchgeht. Die Erhaltung des Gewässers, ungehindertes Fließen und Reinhaltung? Alles einklagbar!

I AM THE RIVER, THE RIVER IS ME Trailer German Deutsch UT (2025) Exklusiv
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Regisseur Petr Lom, der seit gut 15 Jahren Stoffe der Menschen- wie Naturrechte filmisch aufarbeitet, setzt sich mit einer kleinen Gemeinschaft ins Boot und schippert durch die Geschichte des Whanganui, der insbesondere für die Ureinwohner Neuseelands, die Maori, nicht nur eine juristische, sondern auch eine ganz natürliche Person darstellt: Dort wohnen die Vorfahren, man lebt mit und von dem Wasser.

Der Flusswächter Ned Tapa hat neben dem Filmteam einen der Ältesten der australischen First Nations, Brendan, und seine Tochter Melissa an Bord eingeladen, die aus ihrer Heimat wenig Glückliches mitzuteilen haben: Ihr Fluss mutiert zur Chemie-Kloake. Wie man dagegen angeht, wollen sie von Ned erfahren.

Die mehrtägige Kanufahrt auf dem Whanganui bietet Einblicke in Tier- und Pflanzenwelt wie auch in die Verbindung des spirituellen Denkens mit der Natur-der Maori. Ganz praktisch: Der Fluss wird gesichert und somit eben auch die Behausung seiner Anwohner. Brendan will die Strategie auch in Australien umsetzen. Einige Flussgemeinschaften sind dem Beispiel schon gefolgt, so am Rivière Magpie in Quebec oder auch dem Klamath in Kalifornien, und nicht zuletzt natürlich der Amazonas.

Ein gutes Stichwort, von diesem sehenswerten Film hinüber zum nächsten zu wechseln. Wer weiterhin durch Flusslandschaften streifen möchte, kann dies dann gleich weiter mit „Transamazonia“ tun, dem neuen Film der einstigen „Systemsprenger“-Darstellerin Helene Zengel, mittlerweile 16 Jahre alt geworden. Sie spielt darin Rebecca, die Tochter eines Missionars, die einen Flugzeugabsturz im Amazonas überlebte. Sie avanciert zu einer Berühmtheit in der Region – was der Mission ihres Vaters sehr zupasskommt. Sein Rechtsstatus hilft dem Amazonas leider nicht: Illegale Holzfäller bedrohen alsbald das Land der indigenen Bevölkerung, Rebecca gerät zwischen die Fronten, das Verhältnis zum Vater, der Mission und dem Leben wird zunehmend fragil.

Wir sehen die junge Schauspielerin auf dem weiteren Weg zum Weltruhm, drehte sie doch bereit mit Hollywood-Ikone Tom Hanks. Helene-Zengel-Fans aufgepasst: Bereits seit 1. Mai ist ihr zivilisationskritischer Fantasy-Abenteuerfilm „Die Legende von Ochi“ im Kino, ihre Begegnung mit freundlichen Waldwesen, die aussehen wie die Gremlins, bevor sie unter den Wasserhahn geraten.

„I Am the River, the River Is Me“. NL/NOR/NZL 2024. Regie: Petr Lom. Kinostart: 8. Mai 2025

„Transamazonas“. F/D/SUII 2024. Regie: Pia Marais, mit Pia Marais, Willem Droste. Kinostart: 8. Mai 2025

„Die Legende von Ochi“. Regie: Isaiah Saxon, mit Helene Zengel, Willem Dafoe. Kinostart: Gerade angelaufen