Literarischer Widerstand im Kino

Hier erfordert Literatur noch Mut

Die autobiografische Lebensgeschichte der iranischen Literaturdozentin Azar Nafisi „Lolita lesen in Teheran“ aus dem Jahr 2003 wurde in über 30 Sprachen übersetzt – und ist ein Buch übers Bücher lesen. In den 1970er Jahren studierte die Autorin in den USA, um danach in den Iran zurückzukehren und eine Stelle an der Universität Teheran anzutreten. Ihren Studentinnen und Studenten vermittelt sie einen besonderen Zugang zur Literatur: Was hat diese, egal, wann sie entstanden ist, mit mir und meiner Situation zu tun? 

Die Bedeutung der Literatur und ihre Rezeption spielt auch in Eran Riklis‘ Verfilmung des Buches die Hauptrolle: Die Geschichte mit der vielseitigen Schauspielerin Golshifteh Faharani in der Hauptrolle der Literaturdozentin Nafisi spielt zu Zeiten der Revolte im Jahr 1979. Nafisi erlebt mit, wie die Universität Ort drastischer Umwälzungen in der Hauptstadt Teheran wird. Zunächst dominiert noch die Freude über das Ende des Regimes von Schah Resa Pahlavi. Alsbald aber bedrängen islamistische Studenten den linken Widerstand, Hochschullehrer wie Studenten erleben eine ganz neue Totalität der Unterdrückung. Bücher aus dem Westen werden tabu, wer nicht den religiösen Regeln folgt, steht bald im Aus oder sitzt auf der Polizeiwache.

Nafisi will sich diesem Druck nicht beugen; schon weil sie sich weigert, einen Schleier zu tragen, wird sie aus dem Hochschulbetrieb entlassen. Im eigenen Heim gründet sie mit interessierten Studentinnen einen Lesezirkel. Sie rezipieren Werke von Nabokov, dessen Werk „Lolita“ titelgebend ist und von ihnen besonders kritisch bewertet wird. Bücher von Henry James und Jane Austen werden gelesen und interpretiert. Jahre vergehen, dann erhält Nafisi ein Auslandsstipendium. 
Riklis‘ Film erzählt die Geschichte einer inneren wie äußeren Emigration; berichtet von lebendigem Denken angesichts von Repression bis hin zum Terror. Mehr als einmal steht der Geheimdienst vor der Tür, um Nafisi oder eine ihrer Studentinnen zu verhaften, in manchen Fällen auch zu foltern. Immer wieder jedoch finden die Protagonistinnen Auswege, um ihrer Leidenschaft für Bildung nachzugehen. 

Die Handlung ist mitreißend und engagiert inszeniert. Schauspielerin Farahani dürfte mit ihrer Rolle wenig Probleme gehabt haben: Auch sie sah sich gezwungen, nach ihrem letzten iranischen Film „Alles über Elly“ von Asghar Farhadi aus dem Jahr 2009 ihr Heimatland zu verlassen. Seitdem reicht ihre Filmliste von Hollywood-Produktionen wie „Piraten der Karibik“ bis hin zu kleineren, sehr politischen Produktionen.

„Lolita lesen in Teheran“. I/ISR 2025 Regie: Eran Riklis. Mit Golshifteh Farahani, Zar Amir Ebrahimi. Kinostart: 20. November 2025 Trailer: [1]https://www.youtube.com/watch?v=5sdrye1HtQo[2]

Links:

  1. http://https://www.youtube.com/watch?v=5sdrye1HtQo
  2. http://https://www.youtube.com/watch?v=5sdrye1HtQo