Debatte

Mit Elektroautos in die Zukunft?

E-Autos sind derzeit noch ein teures Vergnügen

DIE LINKE kämpft für eine sozial-ökologische Verkehrswende. Dafür wollen wir den öffentlichen Nah- und Fernverkehr entsprechend ausbauen. Doch wie halten wir es mit dem motorisierten Individualverkehr? Sollen E-Autos tatsächlich die Verbrenner ersetzen oder müssen wir Mobilität ganz neu denken? Die Debatte eröffnet Frank Brozowski, LINKER Stadtrat in Dessau-Rosslau, Angestellter des Bundesumweltamtes und Mitglied der LAG Klima, Umwelt und Natur bei DIE LINKE.Sachsen-Anhalt.

 

E-Autos haben über ihren ganzen Lebensweg betrachtet schon jetzt eine bessere CO2-Bilanz als Verbrenner. Das wird zukünftig noch viel stärker ausgeprägt sein, wenn das „2nd Life“ der Batterien als Energiespeicher außerhalb der Autos und das fast vollständige Recycling der Autos etabliert sein wird. Wenn die Produktion der Autos zunehmend klimaneutral vonstattengeht, und auch, wenn die Produktion der fossilen Treibstoffe noch energieintensiver betrieben werden muss, als bisher schon. Auch der zunehmend regenerativere Strommix spielt hierbei eine große Rolle. E-Mobilität erhöht auch die Lebensqualität in den Städten. Wer die sozialen und ökologischen Missstände bei der Rohstoffgewinnung für die Produktion der E-Autos anprangert, sollte den Erdölsektor einmal genauer betrachten und dann unvoreingenommen vergleichen.

Ist die Subvention von E-Autos sozial ungerecht?

Ist die finanzielle Förderung der E-Autos aber nicht sozial ungerecht, weil die Armen sich trotzdem die Anschaffung nicht leisten können? Ja, natürlich ist das sozial ungerecht, aber das liegt am Kapitalismus, nicht an der Elektromobilität! Arme fahren auch jetzt keine hochpreisigen Autos. Ich hätte mir übrigens auch lieber eine Mobilitätsprämie gewünscht, die zusätzlich Lastenfahrräder, Pedelecs und Bahncards subventioniert hätte.

Und die ganzen Arbeitsplätze, die in der Autoindustrie wegfallen? Na, wie viele Arbeitsplätze würden wohl wegfallen, wenn Deutschland einen Sonderweg ginge und abgekoppelt von der weltweiten Entwicklung auf eine veraltete Technik setzte? Als LINKE müssen wir uns dafür einsetzen, dass Perspektiven für die Menschen geschaffen werden, deren Arbeitsplätze von der Transformation betroffen sind. Die Elektrifizierung des Verkehrs kann zu einer stärkeren Dezentralisierung und Ökologisierung der Stromerzeugung führen, öffentlich wie privat. Auch das ist links und progressiv!

Verbale Maschinenstürmerei ist kontraproduktiv

Natürlich müssen wir Mobilität auch neu denken, wenn wir die Klimakatastrophe zumindest noch bremsen wollen. E-Autos sind hier ein Schritt in die richtige Richtung. Zusätzlich muss der motorisierte Individualverkehr perspektivisch deutlich verringert werden. Dafür muss mehr Verkehr auf die Schiene, der ÖPNV muss ausgebaut werden und es muss sinnvolle Kombinationen der Fortbewegungsarten geben. Wir müssen hinkommen zu intelligenten Systemen, die miteinander kommunizieren und deren gekoppelte Nutzung möglichst ohne Komfortverlust funktioniert.

Also sollten E-Autos tatsächlich die Verbrenner ersetzen? Es geht nicht um das eine oder das andere, weil das eine bereits Teil des anderen ist! Wer meint, die Elektromobilität sollte nicht massiv ausgebaut werden, weil er sofort die ganz große Lösung möchte, müsste konsequenterweise auch gegen ein Tempolimit auf der Autobahn sein, obwohl allein dadurch Millionen Tonnen CO2 eingespart würden.

Als LINKE sollten wir uns mit aller Kraft für eine umfassende sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft einsetzen. Politische und verbale Maschinenstürmerei ist dabei kontraproduktiv.