Das war Tag 1: Unser Parteitag in Chemnitz
„Alerta! Alerta!” – Rapper Flaiz, samt Chor, eröffnete am Freitag, dem 9. Mai den Parteitag der Linken im Chemnitz. Der kämpferische Ton sollte sich durch den gesamten Tag ziehen. Denn anders als in der jüngeren Vergangenheit kann Die Linke niemand mehr ignorieren.
Die sächsische Landesvorsitzende Susanne Schaper begrüßte die Delegierten in Chemnitz, „Die Stadt, in der ich geboren wurde, als sie noch einen wesentlichen fetzigeren Namen hatte: Karl-Marx-Stadt. Die Stadt mit Köpfchen.“ Eine Stadt der Industrie, einst bekannt als „sächsisches Manchester“ und als eine Geburtsstätte der Arbeiterbewegung, woran Susanne Schaper erinnerte. Sie ist nun Vorsitzende der mitgliederstärksten Partei in Sachen, denn Die Linke hat mit über 10.000 Mitgliedern die CDU im Land überholt.
Bundesgeschäftsführer Janis Ehling bedankte sich bei allen Neumitgliedern, wie auch bei den Genossinnen und Genossen, die schon länger dabei sind, „die geblieben sind, als es wirklich schwierig war.“ „Danke an alle, die links, die stabil geblieben sind, die sich engagiert haben und diesen Erfolg möglich gemacht haben“, so Janis Ehling. „Danke, dass wir mit einer gemeinsamen Stimme gesprochen haben, eine Stimme, die alle in diesem Land wieder hören und auch verstehen können.“ Angesichts des drohenden Rechtsrucks unter Friedrich Merz erinnerte er an die „riesige Verantwortung“ der Partei. „Diesem Kanzler werden wir dieses Land nicht überlassen.“
Heidi Reichinnek, Fraktionschefin der Linken im Bundestag, bedanke sich ebenfalls bei der ganzen Partei für den Einsatz im Wahlkampf. „Danke, dass ihr alle niemals aufgegeben habt“, so die Fraktionsvorsitzende. „Wir verlieren zusammen, aber wir gewinnen auch zusammen. Und es ist so ein verdammt gutes Gefühl, endlich mal wieder zu gewinnen!“
„Die Linke ist zurück!“, stellte sie fest, und das führt auch zu einem merklich veränderten Umgang mit der Partei. „Letztes Jahr haben sie uns noch verhöhnt“, so Heidi Reichinnek. „Jetzt haben sie Angst.“ Sie kündigte an, dass Die Linke auch aus der Opposition Druck für Verbesserungen für die arbeitenden Menschen machen wird. „Wir verändern dieses Land zum Besseren, Schritt für Schritt. Niemals allein, immer gemeinsam.“ Und sie betonte, dass Die Linke es ernst meint mit ihrem Ziel, den Kapitalismus zu überwinden. „Ja, wir wollen ein Wirtschaftssystem abschaffen, in dem Reiche immer reicher und Arme immer ärmer werden. In dem Rentner Pfandflaschen sammeln müssen und Kinder hungrig in der Schule sitzen. In dem Arbeitslose schikaniert und immer mehr Menschen ausgebeutet werden. Ein System, in dem die Menschen viel zu früh ihre Liebsten verlieren, weil die Krankenhäuser profitorientiert arbeiten müssen“, so Heidi Reichinnek. „Denn egal, was Konservative, Rechte oder Neoliberale behaupten: Ein solches Wirtschaftssystem hat mit Demokratie nichts, aber rein gar nichts zu tun.“
„Wenn Heidi sagt, dass sie den Kapitalismus überwinden will, dann ist das keine Phrase; dann bedeutet es, eine Wirtschaftsordnung zu überwinden, die die Menschen knechtet. Es bedeutet, ihnen Würde und Gesundheit zurückzugeben. Das ist der Glutkern unserer Politik“, so die Parteivorsitzende Ines Schwerdtner. „Wir haben in diesem Wahlkampf unendlich viel gewonnen. An Vertrauen, an Glaubwürdigkeit, an Schlagkraft. Wir haben geschafft, was wenige Monate zuvor unmöglich schien. Aber unser Weg zu einer organisierenden Klassenpartei hat gerade erst begonnen“, stellte sie klar.
„Lasst uns also gemeinsam mit unglaublichen 112.000 Mitgliedern Politik für unsere Leute machen. Für ihr Leben und für ihre Würde. Es ist Zeit für echte Veränderung. Die neue Bundesregierung ist die Koalition der Hoffnungslosigkeit. Wir werden dagegen die Hoffnung organisieren!“, so Ines Schwerdtner in ihrer Rede zur Einbringung des Leitantrags. Nach einer konzentrierten und fokussierten Generaldebatte und den Beratungen zu Änderungsanträgen wurde dieser mit großer Mehrheit angenommen.