Ein stiller Krieg gegen die Armen

Beengte Wohnverhältnisse begünstigen Infektionen

Armut macht Corona gefährlicher. Das zeigen zwei aktuelle Studien des Robert Koch-Instituts (RKI). Die Daten haben es in sich: Demnach fiel die Zahl der COVID-19-Todesfälle „in sozial benachteiligten Regionen Deutschlands am stärksten aus – sowohl bei Männern als auch bei Frauen“, heißt es beim RKI. Sprich: In den Problembezirken sterben mehr Menschen an einer Infektion, als in den Villenvierteln der gleichen Stadt. Die Forscherinnen hatten die Daten der zweiten Corona-Welle im Dezember und Januar ausgewertet. In diesem Zeitraum „lag die COVID-19-Sterblichkeit in sozial stark benachteiligten Regionen um rund 50 bis 70 Prozent höher als in Regionen mit geringer sozialer Benachteiligung“, so das RKI.

Viele Arme leiden an Vorerkrankungen

Viele Arme leiden an Vorerkrankungen und sind gesundheitlich beeinträchtigt. Das RKI brachte es in einer älteren Studie auf den Punkt: „Je niedriger das Einkommen, desto schlechter die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten.“ Auch ohne Corona leben Arme in Deutschland im Schnitt zehn Jahre weniger als Gutverdienende. Bei Männern beträgt die Differenz sogar fast 12 Jahre! Wer also ohnehin schon vorbelastet ist, den trifft eine Infektion besonders hart.

Angesichts der erschreckenden Zahlen fordert die Vorsitzende der LINKEN, Susanne Hennig-Wellsow, sofortiges Handeln der Politik. "Seit mehr als einem Jahr wütet die Pandemie. Und sie kostet vor allem Menschen mit wenig Geld und kleinen oder gar keinen Wohnungen Leben und Gesundheit. Das zeigen alle verfügbaren Daten deutlich. Wir könnten mit einem solidarischen Lockdown viele Leben retten. Aber in dieser Bundesregierung finden Wirtschaftslobbyisten eben immer ein offenes Ohr, während die Opfer der Pandemie keine Stimme haben", so Hennig-Wellsow.

Eine Impfstrategie fehlt

Sie kritisiert zudem, dass es derzeit „noch nicht einmal eine Impfstrategie für die Menschen in prekären Lebenslagen“ gebe, obwohl die Impfverordnung ausdrücklich vorsehe, diese Menschen vorrangig zu impfen. „Das ist ein stiller Krieg gegen die Armen. Und jede neue Mutation, auf die zu spät reagiert wird, ist eine neue Eskalation“, betont Hennig-Wellsow.

Für DIE LINKE ist klar, was jetzt getan werden muss: „Wenn wir möglichst viele Menschenleben retten wollen, hilft jetzt nur ein energischer Lockdown, der sozial durch umfassende Verdienstausfallregelungen, einen Zuschlag auf Sozialleistungen und ein Kündigungsmoratorium für Miete und Strom abgefedert wird“.