Nicht Deine Töchter, Friedrich!

Frag doch mal diese Töchter, Friedrich!

Es sind nicht nur seine Worte, die mich wütend machen. Es ist das Schmunzeln und die Arroganz, mit der Friedrich Merz sagt: „Fragen Sie Ihre Töchter“. An diesem Satz ist so vieles falsch. Da ist der pure Rassismus, der aus ihm spricht. Die Überlegenheit des alten weißen Mannes, der den Unwissenden die Welt erklärt. Er muss sich nicht entschuldigen, die Schuldigen sind ja die anderen. Die, die das Stadtbild stören. Die, die die Töchter vergewaltigen. 

Die Töchter. Eine schützenswerte Spezies. Jahrtausende lang wurden sie instrumentalisiert. Sie wurden eingeschlossen, verheiratet, verkauft und es wurden Kriege um sie geführt. Und auch heute kann sich ein Bundeskanzler hinstellen und das Narrativ der hilflosen Töchter nutzen, um seine Kriege zu führen. Kriege gegen die Menschlichkeit, Kriege um Macht und Einfluss, Kriege um Wähler*innenstimmen. Und wieder ist es der „Feind von außen“, der uns bedroht. Uns Töchter. Es sind die unzivilisierten Wilden, die in unser Königreich einfallen. Sie stören das Stadtbild am Hofe Merz. Und wenn das Volk hungert und einen Schuldigen sucht, dann braucht der König eine Ablenkung. Er brauch einen Feind, der nicht er selber ist. Und auch keiner seiner Gefolgsleute. Nein, es muss ein Fremder sein. Denn das Fremdartige macht Angst. Und ein Volk, das Angst hat, sucht Schutz beim König. Und er braucht etwas, dass es sich zu schützen lohnt. Die Töchter!

Die Töchter haben längst erkannt, dass der Feind ein anderer ist!

Doch was, wenn die Töchter längst erkannt haben, dass der Feind ein anderer ist? Denn so sehr sich auch alle Könige bisher bemüht haben, die Töchter einzuschränken: Sie sind wütend.  Ihr haltet uns klein und versteckt. Ihr Könige, ihr Kanzler, ihr Präsidenten wollt uns nicht schützen. Ihr benutzt uns. Ihr nehmt uns Sichtbarkeit und Stimme, um zu verhindern, dass wir uns selbst ermächtigen. Schlimmer noch, ihr instrumentalisiert uns für Eure Propaganda. Damit ist jetzt Schluss! Wir Töchter leisten Widerstand. 
Friedrich Merz schützt uns nicht! Er hat gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe gestimmt, er hat gegen das Gleichstellungsgesetz gestimmt und er hat die Reform von Paragrafen 218 verhindert. Er treibt Frauen in die Armut, lässt Mütter alleine und ignoriert, dass der gefährlichste Ort für eine Frau noch immer das eigene zu Hause ist! Wir sind nicht Deine Töchter, Friedrich.

Tara-Louise Wittwer hat es genau zum richtigen Zeitpunkt gesagt: Wir sind Nemesis Töchter. Nemesis war auch ein Opfer falscher Narrative, so wie alle Töchter nach ihr. Die Männer sagten, sie sei wütend und ungerecht. Die Tochter benimmt sich nicht. Ich sage: Sei wie Nemesis. Sei gerecht und konsequent. Sei wie Tara-Louise: Sei schlau und laut. Sei wie die Töchter, die gestern in Berlin auf die Straße gegangen sind: Solidarisiert Euch, zeigt Euch! Zeigt Männern wie Friedrich, dass wir nicht ihre Töchter sind. Stürzt die Könige, schützt die Menschlichkeit.